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Bubbles... Wir waren doch Freunde

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Zwei in unterschiedlichen Bubbles lebende Pärchen verbringen ein gemeinsames Wochenende in einer Strandhütte. Als die gespaltene Urlaubsgemeinschaft unter Druck gerät und sich mit einer Schuld aus der gemeinsamen Vergangenheit auseinandersetzen muss, kommt es zur Katastrophe.
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Gleich zu Beginn erfährt man etwas über den jungen Mann Fiete, das den Blick auf ihn für den Rest des Films verändert. Was man erfährt, ist nicht sympathisch: Fiete lügt. Er ist eifersüchtig und misstrauisch, vor allem aber ist er ein Lügner, wenn es sich auch fürs Erste um eine geringfügige Lüge handelt: Ihm ist die Kamera seiner Freundin Amiri ins Meer gefallen, unrettbar, die beiden sind auf einer Fähre. Fiete wird das tagelang nicht zugeben, derweil schlägt er sich mit Schwindeleien durch. Er hat Angst vor Amiris Reaktion, Angst davor, Verantwortung zu übernehmen für einen Fehler, ein Missgeschick eigentlich bloß. Man weiß also nach drei Minuten mehr über Fiete als Amiri nach anderthalb Jahren Beziehung. Das ändert auch den Blick auf sie und ihr Verhalten. 

Genau das ist eine Schwäche von „Bubbles“, dem Abschlussfilm an der HFF München von Sebastian Husak. Zwar ist er spannend, aber über viele Passagen hinweg etwas dubios bei der Charakterzeichnung. Wenn etwa Fiete so notorisch lügt, wie er es hier tut, dann sollte Amiri als clevere Frau das längst gemerkt haben. Gerade sie benimmt sich fragwürdig, meist ist sie einfach zu geduldig, hält die Grobheit der anderen zu lange aus, viel länger, als man das glauben möchte. Da man Amiris Blickwinkel teilt, braucht Husak sie, um der Geschichte mehr Facetten zu geben, aber diese mangelnde Realitätsnähe macht den Film manchmal ärgerlich. Andererseits soll er solche Reaktionen beim Zuschauer hervorrufen, er soll ihn ärgern, angreifen, bedrängen, bis er sich gegen ihn wehren muss.

Der Raum, den Schuld einnehmen kann

Sebastian Husak erzählt mit „Bubbles“ etwas über das Verschweigen. Er beginnt mit der Angst, zur Rechenschaft gezogen zu werden, er führt weiter zu den daraus resultierenden Heimlichkeiten. Am Ende hat man etwas erfahren über Schuld, über den Raum, den Schuld einnehmen kann im Leben des Schuldigen, der immer schwerer an ihr trägt, je länger er schweigt. Das ließe sich auf allerhand Themen anwenden, aber Husak macht daraus eine Geschichte über Freundschaft, damit man auch einen Hauch Leichtigkeit dazu bekommt, einen Blick auf junge Menschen und ihr Kommunikationsverhalten. Er nimmt dafür die große Beste-Freunde-Freundschaft, die man nur hat, wenn man sehr jung ist, weil man nur da bedingungslos an deren Tragfähigkeit glaubt.

Husak muss also weit zurück in die Jugend seiner Figuren, dazu schickt er Fiete und Amiri ins Watt, wo das Sommerhaus von Fietes Eltern steht. Das will Fiete Amiri zeigen, er erklärt ihr zuerst alles so, als sei er hier immer ganz allein gewesen. Bis plötzlich Luca auftaucht, einst Fietes bester Freund und fester Teil der Sommer an diesem Ort. Von ihm hat Amiri allerdings noch nie gehört, durch ihn erfährt sie noch mehr Neuigkeiten: Einen dritten Freund gab es auch, Silas. Silas ist tot, gestorben bei einem Unfall, weil Luca besoffen Auto fuhr. Der ging dafür ins Gefängnis, Fiete verschwand kommentarlos nach Berlin. Die zwei hatten seitdem nie mehr Kontakt, aber inzwischen, behauptet Fiete, sei doch alles wieder gut. Da lügt er auch sich selber an.

Lucas Anwesenheit wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Er macht Amiri klar, dass es in der Vergangenheit ihres Freundes Geheimnisse gibt, die jetzt, in diesem Sommerhaus, aus der Tiefe seiner Erinnerung heraufkommen und angeschaut werden müssen. Aber Fiete will sie nicht erzählen, Luca will sie nicht für ihn erzählen, also stochern sie im Gespräch mühsam um die Geheimnisse herum, saufen um das Thema herum, schlagen sich, bis es dann doch Luca ist, der preisgibt, was alles im Zusammenhang mit Silas' Tod passiert ist. Bis dahin wird Fiete bewusstlos besoffen sein, und Luca wird klargestellt haben, dass er inzwischen ein Neonazi (mit politischen Ambitionen) geworden ist. Ein jovialer, fürsorglicher Nazi, mit dem Amiri Spaß haben kann bis zur ersten politischen Diskussion, ein Nazi, den man fast Fiete vorzieht, weil er zumindest ehrlich ist, wenn er über die alten Zeiten redet.

Eine falsche Fassade zerfällt in Stücke

Das macht den Film nicht einfacher, diese Verteilung der Sympathie. Es sagt etwas darüber, wie schwer erträglich die Figuren sind, der eine politisch, der andere persönlich, weil man ununterbrochen mit seiner falschen Fassade konfrontiert wird. Er lügt schon so lange, dass er nicht mehr weiß, was eine kleine Lüge ist und was eine Lebenslüge, er glaubt eigentlich daran, dass er ein korrekter, verantwortungsbewusster Kerl sei. Husak macht im Laufe des Films das Gegenteil sichtbar, zunehmend drastisch, ohne Gnade. Das Bild von Fiete zerfällt in Stücke, mit jedem Satz, jeder Tat verwandelt er sich weiter in einen jämmerlichen Wicht. Seine Freunde sehen voll Interesse zu, auch der Zuschauer kommt nicht davon: „Bubbles“ zeigt, wie eine Person sich selbst demontiert.

Das Thema Freundschaft wird dabei mitverhandelt, man merkt, wie verletzt die damalige Trennung Fiete und Luca zurückließ. Luca will die Distanz mit Reden verändern, er zwingt Fiete mit unterschiedlichen Strategien dazu. Der hingegen schlägt Haken, wechselt das Thema, wehrt Luca ab, obwohl auch er von der alten Zuneigung überwältigt wird. Eine perfekte Stoß-mich-Zieh-dich-Situation baut Husak mit den beiden auf, dazwischen schlingert Amiri, die nichts weiß und wenig erfährt. Sie hält durch, obwohl sie lieber gehen würde. Sie bleibt im Sommerhaus, im Watt, in dem stetig mehr Wasser aus dem Boden blubbert, bis es den Menschen, die sich dort aufhalten, gefährlich wird. Ein schönes Bild für das Drama, das „Bubbles“ erzählt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deBubbles... Wir waren doch FreundeVon: Doris Kuhn (12.8.2025)
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