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Filmkritik
Im öden Umland der Kleinstadt Kettle Springs im US-Bundesstaat Missouri feiern Jugendliche eine ausgelassene Party. Doch kaum haben sich zwei der Teenager zum Liebesspiel in die vertrockneten Maisfelder zurückgezogen, ist der Film bei einer archetypischen Szene vieler Slasher-Thriller gelandet. Wo sich das Paar vor den Blicken der Anderen schützen will, liefert es sich unwissend einem kaltblütigen Killer aus. Für die Spannung erweist sich die Location als äußerst dankbar, weil man kaum etwas sieht, wegen des verunsichernden Raschelns aber mit dem Schlimmsten rechnet. Tatsächlich erscheint kurz darauf ein Mörder im Clownskostüm, der die beiden umbringt.
Die im Jahr 1991 angesiedelte Rückblende, mit der „Clown in a Cornfield“ beginnt, wirkt wie ein Zitat aus einer vergangenen Kino-Ära. Das passt schon deshalb gut, weil es auch im Film um den Fluch der Vergangenheit und die Angst vor Veränderung geht. Zwar dreht sich die Handlung ganz klassisch um einen maskierten Killer und eine Gruppe junger Menschen, die er allmählich dezimiert. Zugleich aber versucht Regisseur Eli Craig dem Genre eine Frischzellenkur zu verpassen.
Ein Junge mit großen Füßen
In der Gegenwart ist Quinn (Katie Douglas) mit ihrem Vater gerade nach Kettle Springs gezogen. Die junge Frau ist mäßig begeistert von ihrem neuen Wohnort, der ziemlich trostlos wirkt. Ein sonderbarer Junge (Vincent Muller) begleitet sie an heruntergekommenen Häusern vorbei in die Schule und warnt vor durchtriebenen Gleichaltrigen. Der Film lenkt dabei den Blick auf seine großen Füße, die an die riesigen Fußabdrücke des Killers aus der Anfangsszene erinnern.
Quinn findet schließlich Anschluss in der Clique von Cole (Carson MacCormac), der seinem braven Erscheinungsbild eine verwegene Aura verleiht. Auch diese Jugendlichen hängen nachts auf den Feldern herum, trinken Alkohol und machen Blödsinn. Für ihren YouTube-Channel drehen sie Scherz-Videos, in denen sie sich als Clown Frendo verkleiden. Im Kostüm des einstigen Maskottchens einer kürzlich abgebrannten Maissirup-Fabrik begehen sie simulierte Morde. Als auch Quinn Opfer eines solchen Streichs wird, entdeckt sie im Hintergrund des Videos einen weiteren Clown, der das Geschehen heimlich beobachtet hat.
Es dauert nicht lange, bis der Maskierte mit mörderischem Einfallsreichtum zur Tat schreitet. Der auf dem gleichnamigen Roman von Adam Cesare basierende Film hat aber wenig Interesse daran, den Clown als furchteinflößenden Bösewicht zu präsentieren. Das hat mit einer Wendung zu tun, die man vielleicht etwas zu früh kommen sieht. Zum anderen aber auch damit, dass der wahre Horror hier nicht von einem einzelnen Mörder herrührt, sondern vielmehr in den Lebensumständen steckt.
Die Kluft zwischen jung und alt
Vor ihrer Ankunft in der Kleinstadt hält Quinn ihrem Vater einen Vortrag darüber, wie peinlich er sei, weil er zu der in ihren Augen hoffnungslos antiquierten 1980er-Jahre-Musik im Radio rappt. Wenig später sitzt die junge Frau im Unterricht eines freudlosen Lehrers, der seine Schüler disziplinieren will, von ihnen aber mit modernster Technik öffentlich gedemütigt wird. Auch sonst begegnen die Älteren den Jugendlichen äußerst feindselig. Inbegriff dieses fast schon dämonischen Erwachsenseins ist der Bürgermeister, den Kevin Durand mit sichtlicher Spielfreude als groteske Karikatur eines aus der Zeit gefallenen Konservativen gibt. In seiner Welt zählt nur Tradition, Disziplin und Anstand.
Zwar gibt es auch einige spannende Momente in „Clown in a Cornfield“, doch der Erzählkosmos erinnert eher an einen Young-Adult-Roman, in dem es um die Zweifel und Ängste des Heranwachsens geht, um die Enge des Provinzlebens, das Befremden gegenüber den eigenen Eltern und natürlich um Herzensangelegenheiten. Dabei bekommt die heterosexuelle Liebesgeschichte einen queeren Twist.
Der Inszenierung gelingt es, diesem Szenario viel Humor abzugewinnen. Dabei sind es vorrangig gar nicht die Boomer, die mit den stetigen Veränderungen nicht schritthalten können, sondern die Generation Z, die sich in einer Parallelwelt verloren hat, in der die Zeit scheinbar stillsteht. Verzwickte Situationen spitzt „Clown in a Cornfield“ etwa dadurch augenzwinkernd zu, indem die sich in Lebensgefahr befindlichen Jugendlichen an einem Schaltgetriebe oder einem alten Telefon mit Wählscheibe verzweifeln. Obwohl sich der Film einem völlig außer Kontrolle geratenen Generationenkonflikt widmet, wirkt seine sanfte Aktualisierung klassischer Horrorfilm-Tugenden dann aber doch wieder versöhnlich.