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Filmkritik
In den Nischen des Horrorgenres findet man mordlustige Kobolde, gewalttätige Zahnfeen und tödliche Flaschengeister. Eine Geschichte über die dunklen Seiten von blutrünstigen Einhörnern scheint da längst überfällig. Natürlich gibt es bereits Low-Budget-Produktionen, die diese Idee umgesetzt haben, aber „Death of a Unicorn“ will kein Trashfilm sein, sondern macht aus dem Fabelwesen-Schlachtfest einen Blockbuster mit Starbesetzung, großem Budget und einem Schuss Selbstironie. Das B-Movie im A-Movie-Abendkleid leidet allerdings mehr an dieser Identitätsspaltung, als dass es davon profitieren würde.
Familienausflug mit Hindernissen
Die Kollision mit dem magischen Wesen wirft einen Film aus der Bahn, der fast ein normales Familiendrama geworden wäre. Der arbeitswütige Elliot (Paul Rudd) nimmt seine latent rebellische Tochter Ridley (Jenna Ortega) auf eine Geschäftsreise mit, um gemeinsam den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten. Dass er mit der Familientragödie bei seinem superreichen Boss Odell Leopold (Richard E. Grant) auf die Tränendrüse drücken kann, kommt ihm gelegen.
Von der kleinen Einhorn-Herde, die im Naturschutzgebiet bei der pompösen Villa wohnt, ahnte bislang niemand etwas. Erst als eines der Tiere von Elliots Auto erfasst wird und sein beherzter Gnadentod das Regenbogen-Blut über die Leinwand spritzen lässt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Die Gäste im Herrenhaus müssen sich vor der Rache der Einhörner schützen, während sich Elliot und Ridley mit einem noch furchterregenderen Monster konfrontiert sehen: dem Kapitalismus. Denn während sich Ridley mit Herz und Verstand um eine friedliche Lösung der Situation bemüht, will der Pharmaunternehmer Odell lieber ein Bankett mit Einhornblut-Cocktails veranstalten und gemahlenes Horn an die meistbietenden Diktatoren der Welt verkaufen.
Magische Kapitalismuskritik
Die Gesellschaftssatire ist mit breiten Pinselstrichen gemalt. Es ist der gleiche Humor, den man in den letzten Jahren häufiger in Satiren beobachten konnte: Figuren werden überlebensgroß gezeichnet, um mit der absurden Realität noch mithalten zu können. Doch „Death of a Unicorn“ sind die Nuancen egal. Der Film baut darauf, dass das komödiantische Zwischenspiel im Ensemble so lange funktioniert, bis das Blutbad losgeht. Jenna Ortega als wütender Millennial, Richard E. Grant als zynischer Großkapitalist und Will Poulter als dessen begriffsstutziger Sohn schaffen es tatsächlich, mit Witz und Timing zu unterhalten. Ausgerechnet der ansonsten so charismatische Paul Rudd wirkt hingegen überraschend blass, was dazu führt, dass insbesondere die Familiengeschichte zwischen Belanglosigkeit und Esoterik verloren geht.
Zum Glück treffen die Einhörner rechtzeitig ein, um dem Film einen Adrenalinschub zu verpassen und überflüssige Figuren ins Jenseits zu befördern. Obwohl die Seitenhiebe auf die Superreichen, die ein mystisches Fabelwesen zu Wurst verarbeiten wollen, amüsanter sind als die Splatter-Orgie, bei der Bäuche aufgeschlitzt und Köpfe zertreten werden, löst der Film zumindest sein titelgebendes Versprechen ein und bietet Einhorn-Gemetzel im Hollywood-Look.
Einhörner in Einzelteilen
„Death of a Unicorn“ möchte sich am liebsten als schwarze Komödie, Satire, Monsterfilm und Familiendrama in einem beweisen. Es kommt allerdings nur in wenigen Momenten zu konstruktiven Schnittmengen. Die Einzelteile wirken meist wie unterschiedliche Filme, die zufällig die gleiche absurde Prämisse haben, welche alles zusammenhalten soll. Dass das Spielfilmdebüt von Alex Scharfman bei derart verschiedenen Impulsen nicht ganz zu sich selbst findet, ist deshalb nicht verwunderlich. Die Produktionsgesellschaft A24 hat sich zwar einen Namen damit gemacht, Regietalenten die Chance zu geben, mit einem überraschend hohen Budget Ideen umzusetzen, welche in Hollywood ansonsten keinen Platz finden. Doch die vielversprechenden Debüterfolge von Regisseuren wie Jordan Peele, Ari Aster oder Robert Eggers, die A- und B-Movie-Elemente zu etwas völlig Neuem verschmolzen haben, sind keine Selbstverständlichkeit – sondern wahre Einhörner in der heutigen Filmlandschaft. „Death of a Unicorn“ gehört hingegen nicht zu dieser Herde.