






- Veröffentlichung17.07.2025
- RegieChris Miller, Matthew Landon
- ProduktionBelgien (2025)
- Dauer90 Minuten
- GenreZeichentrick
- AltersfreigabeFSK 0
- IMDb Rating5.9/10 (101) Stimmen
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Filmkritik
Die Schlümpfe sind unverwüstlich. Sie entstammen der Feder des belgischen Zeichners und Autors Peyo, der sie 1958 in die Comicwelt entließ. Seither erobern die blau-weißen Winzlinge immer wieder die Herzen ihrer sich stetig erneuernden Fangemeinde. Über Jahrzehnte hinweg dienten ihre Abenteuer als Vorlage für Fernsehserien, Hörspiele, Videogames und Kinofilme. Zuletzt erschienen der Kinofilm „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“ (2017) und die darauf basierende Fernsehserie „Die Schlümpfe“ (2021). Nun hat sich Hollywood an eine Neuauflage unter der Regie des US-Amerikaners Chris Miller gewagt.
Vor langer, langer Zeit rissen die vier bösen Zauberer vier magische Bücher an sich, die für Frieden und Harmonie im Universum sorgen sollen. Glücklicherweise konnte ein Buch fliehen, von dem nur Papa Schlumpf zu sagen weiß, wo es sich befindet. In der Gegenwart kommen die Schlümpfe in ihrem idyllischen Dorf zusammen, um ihre tägliche Gymnastik zu machen und ein Lied zu singen. Der No-Name-Schlumpf, der neben dem Tollpatsch-Schlumpf und dem Schlaubi-Schlumpf der einzige Wicht ohne typische Fähigkeit ist, gerät dabei aus dem Takt. Doch die mitfühlende Schlumpfine, die stets gerne einen Song schmettert, springt ihm zur Seite und versucht ihm zu helfen.
Das geheime Talent: die Magie
Als Hexenmeister Razamel, der nach der totalen Herrschaft des Bösen strebt, die Lage des Schlumpfdorfes entdeckt, entführt er Papa Schlumpf, der seit über 500 Jahren der Gemeinde vorsteht, durch ein magisches Portal. Damit stachelt Razamel allerdings die Rivalität seines Bruders Gargamel an, einem Erzfeind der Schlümpfe. Doch die wollen ihren Anführer nicht im Stich lassen. Mit einer Handvoll Gefährten brechen Schlumpfine und No-Name-Schlumpf auf, um ihren Vorsteher zu retten. Dafür aber müssen sie in die reale Welt. Sie landen in Paris, reisen nach Australien und schauen auch in München vorbei, ehe sie in andere Universen aufbrechen. Zwischendurch entdeckt No Name endlich sein geheimes Talent: die Magie. Doch die Aufgabe der Helfer ist gewaltig: Nur wenn sie verhindert können, dass Razamel das vierte Buch in die Hände fällt, kann die Welt gerettet werden.
Bei der Adaption bekannter Stoffe empfiehlt es sich normalerweise, die Wesenszüge der Vorlage zu erhalten, und sei es nur, um die Fangemeinde nicht zu verprellen. Chris Miller und die Drehbuchautorin Pam Brady scheinen sich an diese Regel zunächst auch zu halten. Es gibt ein Wiedersehen mit dem Schlümpfe-Kosmos rund um das abgeschiedene Dorf mit seinen Pilzhäusern, in dem sich die putzigen Zwergwesen wohlfühlen. Neben etablierten Figuren tauchen neue auf und bringen so frischen Wind ins Geschehen. Das Drehbuch knüpft erzählerisch an ein bekanntes Muster an und variiert dies geschickt. Denn in dem Kinofilm „Die Schlümpfe 2“ (2013) war Schlumpfine nach Paris verschleppt und von Papa Schlumpf gerettet worden: diesmal ist Papa Schlumpf das Opfer, das von Schlumpfine und ihren Freunden gerettet werden soll.
Gelungen ist zudem der Coup, in der Originalversion die Sängerin Rihanna mit an Bord zu holen. Der US-Superstar leiht Schlumpfine ihre Stimme, punktet mit einem neuen Song und bringt viel Musical-Flair mit in die Show. Auch die computergenerierte Animation ist auf der Höhe der Zeit. Hier manifestiert sich auch das Know-how von Chris Miller, der als Animator große Erfolge gefeiert hat.
Doch das Unbehagen über das Weltbedrohungsszenario in der Eröffnungssequenz kehrt bald wieder. Im Verlauf der turbulenten Kämpfe zwischen Guten und Bösen schiebt sich die Heldenreise von Schlumpfine und No-Name-Schlumpf zunehmend in den Vordergrund. Darüber verschieben sich die Akzente vom klassischen Abenteuerfilm zum Superheldendrama mit lauter ausgetretenen Story-Schablonen. Das ganze Weltenrettungsbrimborium, das die Hollywood-Studios in den letzten Jahren überreichlich produziert haben, wirkt im charmanten Schlümpfe-Reich aufgepfropft und wie ein Fremdkörper.
Rihanna lässt Schlumpfine glänzen
Zudem droht die Story unter der Last eines schwer überschaubaren Figurenarsenals zusammenzubrechen. Die Filmemacher konnten sich offenbar nicht entscheiden, wer die zentrale Identifikationsfigur sein soll. Schlumpfine scheint dank der Stimme von Rihanna dafür prädestiniert zu sein, doch Drehbuch und Regie bauen den Underdog No-Name-Schlumpf zum Helden auf, der bei seiner Identitätssuche an den Aufgaben wächst und seine Bestimmung findet.
Problematisch ist auch, dass der Film, der ein junges Publikum anpeilt, immer wieder düstere bis lebensbedrohliche Elemente auffährt, etwa wenn Razamel Schlumpfine zu zerquetschen droht. Erwachsene kommen andererseits kaum auf ihre Kosten bis auf wenige Gags – etwa wenn Razamels Assistent seufzt: „Ich brauche eine gute Bewertung auf LinkedIn.“ Als Schwachpunkt erweist sich außerdem die hybride Kombination aus Animation und Live-Action-Elementen. Die Szenen in der realen Welt sind unnötiger Zierrat, da keine nennenswerte Kommunikation zwischen Menschen und Schlümpfen stattfindet.
Die Originalversion wartet mit etlichen prominenten Namen wie Rihanna, James Corden, Amy Sedaris, Kurt Russell und John Goodman auf. Dahinter muss sich die deutsche Synchronfassung nicht verstecken. Während Uwe Ochsenknecht Papa Schlumpf spricht, leiht der Sänger Álvaro Soler dem Außenseiter No-Name-Schlumpf die Stimme. Patricia Meden übernimmt den Part der Schlumpfine. Und Rick Kavanian erweckt gleich zwei Personen gekonnt zum Leben: Gargamel und Razamel.