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Filmplakat von Einfach machen - She-Punks von 1977 bis heute

Einfach machen - She-Punks von 1977 bis heute

89 min | Dokumentarfilm | FSK 6
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Punk ist ein Versprechen – von Rebellion und Selbstermächtigung! Als er Ende der 1970er Jahre von England und den USA aus die ganze Welt erobert, braucht es plötzlich auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz weder Ausbildung noch Perfektion, um sich musikalisch auszudrücken. „Nicht labern, machen!“ ist das Motto. Was zählt, ist die Idee und der Mut, sich auf eine Bühne zu stellen. Und das gilt ganz besonders für die Frauen der Szene: In Düsseldorf gründen sich Östro 430, in West-Berlin Mania D, später Malaria!, und in Zürich Kleenex, später LiLiput. Ihre Vorbilder stammen aus England und heißen X-Ray Spex, The Slits, The Raincoats oder Siouxsie Sioux. Es entstehen Songs über weibliche Rollenklischees und Spießertum, über Machos und dogmatische Feministinnen. Es geht um weibliches Begehren und sexuelle Selbstbestimmung. Und immer auch um das Erobern von Freiräumen – innerhalb der männerdominierten Punkszene, aber auch gesamtgesellschaftlich.

Vorstellungen

Koralle Lichtspielhaus Hamburg
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Kattjahren 1
22359 Hamburg
HARMONIE Arthouse Kino
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Dreieichstraße 54
60594 Frankfurt am Main
Lichtspiel Kino Bamberg
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Untere Königstraße 34
96052 Bamberg
Kino Lumière Göttingen
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Geismar Landstraße 19
37083 Göttingen
IL Kino Berlin
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12047 Berlin
Zebra Kino e.V. Konstanz
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Joseph-Belli-Weg 5
78467 Konstanz
Lichtblick-Kino Berlin
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filmforum
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Moritzplatz 1
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FSK Kino
Segitzdamm 2
10969 Berlin

Filmkritik

Mitte der 1980er-Jahre ist Martina Weith, die Sängerin und Saxofonistin der Düsseldorfer Frauen-Punkband „Östro 430“ zu Gast in der Michael-Braun-Talkshow. Damenkapelle, Weiberband, Emanzenband sind die Etiketten, die der lederjackentragende Moderator aufs Tapet bringt. Eigentlich habe er ja die ganze Band einladen wollen, aber als er das Foto der Frauen in der „Bravo“ sah, habe er als „armer Softie“ doch Angst bekommen. Doch die ironisch gemeinten Zuschreibungen prallen an Weith ab. Sie habe einfach immer gemacht, worauf sie Lust habe.

Einfach machen. Nicht labern

Dass sich Frauen für etwas erklären mussten, das Männer ganz selbstverständlich taten, nämlich auf einer Bühne zu stehen und Musik zu machen, wird in dem Punk-Musikerinnen-Porträt von Reto Caduff immer wieder angesprochen. Etwa von Gudrun Gut, der Schlagzeugerin der Frauenbands „Mania D“ und später (auch als Sängerin) „Malaria!“. Die Musikerinnen der Schweizer Band „Kleenex“ beschlossen irgendwann entnervt, grundsätzlich keine Fragen mehr zu ihrem Geschlecht zu beantworten.

Rechtfertigungsdruck herrschte aber auch in den eigenen Kreisen. Madlaina Peer, die mit der ehemaligen Sängerin und Bassistin von „Kleenex“ (später „LiLiPUT“) Klaudia Schifferle und Sara Schär (TNT) im Jahr 2018 die Band „OneTwoThree“ gründete, spricht es offen aus: „Die Punk-Bewegung war nicht feministisch geprägt, im Gegenteil: Sie war sehr machistisch.“ Der strukturelle Sexismus steht in „Einfach machen! She-Punks von 1977 bis heute“ jedoch nicht im Zentrum. Der Film ist vor allem eine Feier der Pionierinnen des deutschsprachigen Punks: von Frauen, die sich den Raum nahmen und ohne musikalisches Know-how zu Gitarre, Schlagzeug und Mikrofon griffen. Oder wie es Martina Weith geradeaus sagt: „Machen. Nicht labern. Machen.“

Über die USA und Großbritannien erreicht die Punk-Bewegung Ende der 1970er-Jahre auch die Bundesrepublik; die DDR wird im Film komplett ausgeblendet. Düsseldorf (Östro 430), West-Berlin (Mania D., Malaria!) und Zürich (Kleenex) werden zu Zentren des She-Punks. Gudrun Gut entflieht den geputzten Bürgersteigen in Niedersachsen und geht ins „laute, dreckige, wunderbare und sehr graue“ Berlin. Mit Bettina Köster zusammen betreibt sie ab 1978 das „Eisengrau“ in der Goltzstraße in Berlin-Schöneberg; ein Ladengeschäft, das Kassetten und Fanzines zum Kauf anbietet und sich schnell zum sozialen Treffpunkt entwickelt. Während in Düsseldorf der Ratinger Hof zum Szenetreffpunkt der Underground-Kultur avanciert und „Östro 430“ dort ihr erstes Konzert geben, hat sich in Zürich bereits – „us Fun“ – die Band Kleenex gegründet. Schon mit dem Namen bekennt sie sich zum Alltäglichen, Wegwerfbaren, Verbrauchten. Alles musste zerschnitten und zerschlissen sein, erinnert sich die TNT-Sängerin Sara Schär, die damals 14-jährig „Züri brännt“ ins Mikrofon schrie, eine Zeile, die zum zentralen Slogan der militanten Zürcher Jugendbewegung von 1980 wird. Im Film ploppen historische Hintergründe wie die sogenannten Jugendunruhen in der Schweiz, die Frauenbewegung und ihre Proteste gegen das Abtreibungsverbot 1971 und später die Anti-Atombewegung eher als Schlagwörter auf.

Mit der Ästhetik des Punks

Mit dem dynamischen Zusammenspiel von Fotos, Bandmitschnitten, Clips aus Fernsehauftritten, historischem Archivmaterial und Interviews folgt der Film ganz den Konventionen der Musikdokumentation. Formal schmiegt er sich an die Ästhetik der Punk-Bewegung an: Archivbilder werden in schneller Abfolge aneinander montiert, Schrift zeichnet sich ins Bild, alles ist betont „rough“. Musikalische Vorbilder, die es mit Frauenbands wie The Slits, The Raincoats oder Siouxsie Sioux durchaus gab, werden nicht angesprochen, ebenso wenig die idiosynkratischen Texte, in denen auf Rollenklischees und spießige Rituale angespielt, aber auch Nonsense besungen wurde. Caduffs Interesse gilt mehr dem reinen Machen – auch in der Gegenwart. In verschiedener Besetzung haben sich die Musikerinnen von damals zu neuen Bands und Projekten zusammengeschlossen. Der Film begleitet sie in Probenräume, auf Konzertbühnen und Backstage. Es sei für sie auch eine wichtige Botschaft, als Frau, die nicht mehr „so hübsch und nett“ sei, auf einer Bühne zu stehen, sagt die mittlerweile 70-jährige Klaudia Schifferle, die wie ihre Bandkolleginnen durch Gelassenheit beeindruckt. Und stellt mit einer gewissen Erleichterung stellt, dass sie sich heute ihren Platz nicht mehr erkämpfen müsse.

Erschienen auf filmdienst.deEinfach machen - She-Punks von 1977 bis heuteVon: Esther Buss (23.4.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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