









- Veröffentlichung24.07.2025
- RegieMatt Shakman
- ProduktionVereinigte Staaten (2025)
- Dauer115 Minuten
- GenreAbenteuerScience Fiction
- AltersfreigabeFSK 12
Cast
Vorstellungen










Filmkritik
Nichts werde sich verändern, verspricht Reed Richards (Pedro Pascal). Er mag der schlaueste Mann der Welt sein, aber hier und jetzt ist Reed alias Mister Fantastic nicht mehr als der naive Ehemann und baldige Vater, der keine Ahnung hat, was ihn erwartet. Die Sorgen, die ihn und Sue alias Invisible Woman (Vanessa Kirby) umtreiben, gelten jedoch weniger der eigenen Zukunft, als vielmehr dem Wohl des Kindes. Als Teil einer Weltraumexpedition wurden das Paar und ihre Begleiter Ben Grimm aka The Thing (Ebon Moss-Bachrach) sowie Johnny Storm aka Human Torch (Joseph Quinn) einer kosmischen Strahlung ausgesetzt, die ihnen Superkräfte verlieh. Mit einer kleinen Montagesequenz ist die dazugehörige „Origin-Story“ abgehandelt und der Film mit einem positiven Schwangerschaftstest im Hier und Jetzt der retrofuturistischen Vergangenheit der 1960er-Jahre angekommen. Was aber bedeutet die kosmische Strahlung für die Nachkommen?
Zu mächtig, zu groß, zu ungeheuerlich
Bevor die vielen Tests, die Mister Fantastic mit Hilfe seiner Gadgets und des süßen, mit Kassetten betriebenen Hilfsroboters anstellt, beantwortet sind, kommt ein anderes Wesen mit Superkräften auf den Planeten an. Silver Surfer, hier ein weibliches, von Julia Garner gespieltes Wesen landet in New York, um der Erde ihr baldiges Ende zu prophezeien. Denn der Weltenzerstörer kommt! Galactus (Ralph Ineson), eine intergalaktische Entität, hat die Erde auserkoren, um sie in ihrer Gesamtheit zu verschlingen.
Die erste Konfrontation zwischen den Verteidigern der Erde und dem Überwesen aus dem All verheißt nichts Gutes. Denn allein hat die Superhelden-Familie keine Chance gegen Galactus. Er ist zu mächtig und seine Gier nach neuen Planeten zu groß, Und der einzige Handel, den er anbietet, um die Erde zu verschonen, ist schlicht ungeheuerlich: Er will das frischgeborene Kind; es soll seinen Platz als ewig hungriger, durchs All driftender Weltenverschlinger einnehmen.
Die dazugehörige Sequenz ist der schönste Teil des Films. Losgelöst vom irdischen Retrokitsch, allein dem CGI-Weltall und der tödlichen Maschinerie des Galactus überlassen, muss das Superhelden-Quartett die Flucht antreten, während der Nachwuchs zur Welt kommt. Zwischen zwei Wehen werden Superkräfte und Navigationsmanöver kombiniert, um dem Superschurken und seiner Heroldin zu entfliehen.
Bereit zum Verzicht
Das unlösbare Dilemma und der übermächtige Gegner, der dies den Superhelden aufzwingt, sind eine fantastische Basis für einen Film, der sich letztlich aber nie zu manifestieren vermag. „The Fantastic Four“ von Regisseur Matt Shakman schickt sich an, emotional wie allegorisch an etwas Irdisches anzudocken und die Überwesen mit einer universell menschlichen Erfahrung zu erden. Die technisch aufpolierten 1960er-Jahre werden dabei zur notwendigen Krücke – denn die Welt muss mithelfen. Ohne die Erdenbürger lässt sich die ungreifbare Gefahr nicht besiegen. Allein der Zeitsprung zurück in die Zukunft der 1960er-Jahre kann das möglich machen. Nur in der utopischen Vision einer anderen Dekade sind die Massen noch ergriffen vom Pathos, das Sue in ihrer so rationalen wie emotionalen Rede am Times Square verbreitet, um das unlösbare Dilemma, das Plot gewordene Trolley-Problem, zu lösen. Nur in der retrofuturistischen Utopie sind die USA und die Erdenbürger noch bereit zum Verzicht und zur Einsparung von Energie, um damit die Supererfindung von Mr. Fantastic auszustatten. Der jüngste Marvel-Film erscheint geradezu als Allegorie eines drohenden Kollapses, der nur kollektiv und durch Verzicht zu bewältigen ist.
„The Fantastic Four“ ist einer der besten Superhelden-Filme, die Marvel in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Doch auch ihm fehlt es grundsätzlich an Konsequenz. Das „Cinematic Universe“ scheint dies schlicht nicht zuzulassen. Zu sehr ist alles als „First Step“ gedacht, als ewiger Anfang, der nicht auf eigenen Beinen stehen kann, weil immer eine Hintertür offen gehalten wird für das, was noch kommen soll. Deshalb sind die Superhelden ein weiteres Mal in der Zeitlosigkeit gefangen, mit Rollkragenpullovern, in den Boden eingelassenen Sitzbuchten, intergalaktischen Nachrichten auf Schallplatte und anderen, ständig ins Bild gedrängten Artefakten der Nostalgie.
Nichts verändert sich
Auch wenn die Fantastic Four aus den 1960er-Jahren stammen, fällt es schwer, den aggressiven Retrofuturismus des dritten Neustarts der Superhelden-Reihe nicht als Symbol für pure Einfallslosigkeit zu deuten. Der Raum, den eigentlich die Zukunft einnehmen sollte, ist immer schon mit dem Krempel der Vergangenheit besetzt. Das Versprechen, das der werdende Vater Mr. Fantastic abgibt, ist auf ewig erfüllt, egal wie sehr Pedro Pascal auch versucht, ihm eine flehende Angst vor der Zukunft unterzujubeln: Nichts verändert sich.