









Vorstellungen










Filmkritik
Ein ganz normaler Samstagabend bei der Familie Hayes in New Jersey. Bevor sie sich gemeinsam einen Film ansehen, werden Snacks vorbereitet und die Teenager-Tochter Siobhan (Keana Marie) ermahnt, während der Familienzeit doch bitte das Handy wegzulegen. Plötzlich klingelt das Telefon von Vater Ray (Kevin James), der trotz eines freien Tags für einen Notfalleinsatz zur Arbeit muss. Die verständnisvolle Ehefrau Alice (Christina Ricci) weiß dabei, was die Kinder auf keinen Fall erfahren dürfen: Ray ist schon lange nicht mehr bei der Polizei, sondern Handlanger für einen Drogenhändlerring.
Der ungewöhnliche Berufswechsel hat in „Guns Up“ rein wirtschaftliche Gründe. Damit Ray und Alice sich ihren Traum von einem Restaurant erfüllen können, brauchen sie mehr Geld, als das Gehalt eines Polizisten hergibt. Eine Rückblende zeigt, wie der zerknirschte Familienvater bei seinem dubiosen Arbeitgeber anheuert, weil ein bürgerliches Leben für ihn nur über kriminelle Machenschaften möglich ist.
Zwei unterschiedliche Familien
Seine Komik zieht der Film von Edward Drake vor allem aus dem grellen Kontrast zwischen harmloser Familienidylle und kaltblütigem Verbrecheralltag. Kaum hat Ray die heimische Couch verlassen, schaltet er, wenn auch halb widerwillig, mit gezielten Schüssen seine Gegner aus. Später wird er in der christlichen Schule seiner Kinder vorgeladen, weil seine Tochter ihren kleinen Bruder schlagkräftig gegen andere Kinder verteidigt hat. Ray versichert der Nonne, dass Gewalt natürlich keine Lösung sei.
Der Hauptdarsteller Kevin James besitzt das unverrückbare Image eines liebenswürdigen Normalos, der in seinem Alltag immer wieder in peinliche Situationen gerät. Vor einigen Jahren wurde er in dem Thriller „Becky“ (2020) einmal als Bösewicht radikal gegen den Strich besetzt. Den zähen Look aus Glatze und Vollbart trägt er zwar auch in „Guns Up“, doch hier ist er wieder weitgehend in seinem alten Rollenfach angekommen. Sein Protagonist wirkt charismatisch und nahbar, da er ein schlechter Lügner ist und die coole Pose nie lange aufrechterhalten kann.
Zudem versucht die Actionkomödie, den anrüchigen Job von Ray möglichst pragmatisch und menschlich erscheinen zu lassen. Das von der Chefin „Michael“ (Melissa Leo) geführte und von ihrem loyalen Assistenten Ignatius (Luis Guzmán) überwachte Unternehmen hat selbst einen familienähnlichen Charakter mit klaren, aber auch fairen Regeln. So sind die Angestellten etwa krankenversichert und dürfen jederzeit ohne Konsequenzen kündigen. Als „Michael“ von einem Konkurrenten ausgeschaltet wird, beschließt Ray, seinen Job ebenfalls an den Nagel zu hängen. Genug Geld fürs Restaurant ist mittlerweile auch zusammen. Allerdings wird der Drogenhandel nun von dem einäugigen irischen Fiesling Lonny (Timothy V. Murphy) übernommen, der ein deutlich ruchloseres Geschäftsmodell etabliert. Als Rays Kündigung abgelehnt wird, reagiert der zuerst hilflos und geknickt. Doch die bleihaltige Eskalation ist vorprogrammiert.
Eine komödiantisch vielversprechende Welt
Mit seinen markant sympathischen Figuren entwirft „Guns Up“ eine vor allem komödiantisch vielversprechende Welt. Besonders die Dynamik zwischen der privaten und beruflichen Familie erweist sich als ergiebig. Dass aber mit Melissa Leo als bärbeißiger Obergangsterin einer der interessantesten Charaktere bereits nach einer Viertelstunde aus dem Film scheidet, lässt schon ahnen, dass Drake nicht immer weiß, was er an seinen Figuren hat.
Der Genre-Mix scheitert daran, dass er auf die bekannte Geschichte vom erfolglosen Ausstieg aus dem organisierten Verbrechen setzt, diese aber nicht nur mit Humor anreichert, sondern zu wenig ernst nimmt. Die mit polterndem Blues-Rock untermalten Actionszenen sind teilweise zu sehr auf ironische Brechungen hin inszeniert. Ein Twist über die Vergangenheit von Rays Frau Alice lässt die Geschichte dann endgültig unverbindlich wirken. Der komische Kontrast von Bürgerlichkeit und Verbrechen erweist sich zwar als guter Ausgangspunkt, auf dem „Guns Up“ aber zu ausführlich und monoton herumreitet. Rays unbeholfene Versuche, zwischen beiden gegensätzlichen Welten zu manövrieren, sowie die verbalen Streitereien innerhalb der Familie schöpfen ihr Potenzial, zumal bei dieser Besetzung, bei weitem nicht aus.