- RegieBrandon McCormick
- ProduktionsländerDeutschland
- Dauer120 Minuten
- GenreKriegsfilmKurzfilm
- Cast
- AltersfreigabeFSK 12
Vorstellungen

Filmkritik
Zürich 1938. Wilkie Bunterberg, Barsängerin von bescheidenem musikalischem Vermögen, Inhaberin eines deutschen Passes, und Robert Mendelsson, musikalischer Sohn aus "gutem Hause", wollen heiraten. Roberts Vater, der eine jüdische Hilfsorganisation leitet, sucht dies mit allen Mitteln zu verhindern: Er kauft Wilkies Schuldscheine im Wert mehrerer tausend Franken auf und verhindert damit die Wiedereinreise der jungen Frau, als sie zusammen mit Robert, von diesem in die Zusammenhänge, eingeweiht, von einem Aufenthalt in München zurückkehren will. Wilkie erinnert sich an einen reichsdeutschen Interessenten für ihren Gesang, ihre Person, hinter dessen Name ein einflußreicher NS-Kulturcharge aus Goebbels Umkreis steckt. Wilkie macht Schallplattenaufnahmen, die zunächst unbedeutend bleiben, bis der Zufall dazu führt, daß ihr Lied über die Liebenden vor dem Kasernentor unter der Laterne, "Lili Marleen", vom Soldatensender Belgrad ausgestrahlt wird und zu einem Riesenerfolg, besonders bei den Frontsoldaten, wird. Wilkie, nun schlicht Lili Marleen genannt, reüssiert unaufhaltsam; sogar der "Führer" empfängt sie, beschenkt sie mit einem Haus. Inzwischen leidet Robert zunehmend unter der Trennung. Unter falschem Namen reist er nach Berlin. Widerständler stellen Verbindung zu Lili Marleen her. Die beiden treffen sich. Die Gestapo hat sie allerdings beschattet; Robert wird verhaftet. Lili/Wilkie läßt sich von den deutschen Freunden Roberts überreden, einen Film über Vernichtungslager aus Polen zu schmuggeln. Der Film wird von der Schweiz aus zum Loskauf von Robert und anderen Verfolgten eingesetzt. Das Mißtrauen der Gestapo kann Wilkie nicht unmittelbar schaden. Das Verbot des Liedes, von dem zu spät erkannt wurde, daß es den Kampfgeist der Soldaten nicht gerade anheizt, kann dessen Popularität und derjenigen der Sängerin zunächst nichts anhaben. Ein schließlich doch unternommener Selbstmordversuch Wilkies wird von den Freunden dazu benutzt, eine Nachricht über ihren gewaltsamen Tod über den Soldatensender Calais zu lancieren. Das Propagandaministerium ist gezwungen, glaubhaft zu dementieren: Wilkie tritt trotz ihres schlechten Zustands öffentlich in einem Konzert des Reichssenders Berlin mit ihrem berühmten Lied auf. Nach dem Krieg sucht Wilkie sofort Robert in Zürich auf. Dieser ist ein gefeierter Dirigent geworden, verheiratet mit Miriam, eine Verbindung, an der seinem Vater so viel gelegen hatte.
Eine solche Geschichte von Liebe, Trennung durch NS-Regime und Krieg, gefährlicher Wiederbegegnung und schließlich enttäuschter Hoffnung, weil der Geliebte eine andere nahm, ist nicht gerade neu. Sie erhält hier lediglich ein gewisses Interesse dadurch, daß sie um Entstehung und Erfolg des populären Liedes von Hans Leip, geschrieben während des Ersten Weltkriegs und dann fast vergessen, herumdrapiert wird. Nicht nur dieser Aspekt des schon Dagewesenen und weidlich Bekannten, sondern auch und besonders die Manierismen des Inszenators Fassbinder provozieren etwas, was einem Film nicht passieren darf: Langeweile. Da wird das Lied bis zum Überdruß wiederholt (und dabei nicht gerade gut gesungen - o du liebe, gute Erinnerung an Lale Andersen!), da werden laufend Selbstzitate des Regisseurs aufgeboten schier ohne Funktion, lediglich um der modisch-eitlen Verknüpfung seiner früheren Werke willen mit diesem (das augenfälligste Zitat betrifft "Berlin Alexanderplatz", als eine ehemalige NS-Charge mit Wilkie nach Ende des Krieges durch ein Waldstück geht und darauf hinweist, daß just hier ein Zuhälter eine Prostituierte umgebracht habe, was einen Dichter zu einem Roman angeregt haben sollte...). Langeweile strömt die gesamte Struktur der Erzählung aus. Wenn schon Kolportage, dann hätte Fassbinder, von dem es glänzende melodramatische Werke gibt, diese Manier in diesem Falle strikter anwenden und dadurch eine kinohaftere, weil fiktivere Perspektive schaffen können. So aber ergibt sich der fade Eindruck einer dünnen Geschichte, in die der Regisseur, hier preziös "Spielleiter" genannt, nur mit halbem Herzen, lediglich ab und zu ein eigenes "Licht" aufsetzend, eingestiegen ist. Vielleicht erklärt dieser Eindruck von mangelndem gestalterischem Engagement dem Drehbuch gegenüber (was dessen Schwäche wegen wahrhaftig keine Schande ist) auch die nach der Glanzleistung aus der "Ehe der Maria Braun" unerwartet dürftige schauspielerische Leistung von Hanna Schygulla, die weithin maskenhaft und hölzern wirkt. Nach dem publizistischen Wirbel, der diesem 9 Millionen-Projekt voranging, bleibt lediglich die immer noch spannende, wenn auch allmählich nicht mehr gerade umwerfend originelle Frage, ob dies nun endlich der "Publikums"-Stoff sei. Skepsis ist erlaubt; denn die Jahrgänge, die "Lili Marleen" an der Front erlebten, werden nur schwerlich ins Kino zu locken sein. Die anderen aber, die Vierzehn- bis Vierzigjährigen, werden weniger aufgesetzte, bescheidenere oder radikalere Arten filmischer Liebesgeschichten kennen und mögen. Denn deutsche Vergangenheit sollte mit "Lili Marken" doch hoffentlich nicht ernsthaft filmisch angegangen werden?