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Filmkritik
Chris Masterman (Ryan Corr), der im australischen Fernsehen seit sechs Jahren das Wetter moderiert, steht bei seinem Arbeitgeber auf der Abschussliste. Um seinen Job zu retten, versucht er vor der Kamera am berühmten Bondi Beach von Sydney einem vermeintlich verirrten Delfin zu helfen. Doch der Meeressäuger wollte sich nur ausruhen und verendet kurz darauf. Prompt wird Chris in den Sozialen Medien als Delfinkiller geschmäht und entlassen. Notgedrungen nimmt er einen dubiosen Auftrag an, mit seinem Sportwagen in die Stadt Broome im Outback zu reisen. Unterwegs fährt er ein Känguru-Weibchen an, das stirbt; das Junge im Beutel kann er jedoch unversehrt bergen.
Das indigene Mädchen Lilly (Lily Whiteley) hat den Autounfall beobachtet und macht Chris weis, ein lokaler Brauch fordere, dass er sich um das Waisenjunge kümmern muss. Die Elfjährige versorgt selbst immer wieder Känguru-Junge und stellt sich damit in die Tradition ihres kürzlich verstorbenen Vaters, für den wilde Kängurus Totemtiere waren. Seit dem Tod ihres geliebten Vaters sucht das Mädchen nach Geborgenheit und seinem Platz im Leben, insbesondere nachdem es mit seiner Mutter, der fürsorglichen Künstlerin Rosie (Deborah Mailman), nach Silver Gum (in der Sprache der örtlichen Indigenen: Tangitjar) umgezogen ist, wo deren Eltern wohnen.
Die Tierliebe überzeugt die Skeptiker
Chris will nur ein paar Tage bleiben, bis sein Auto repariert ist, und bezieht einstweilen eine abgetakelte Hütte, in der er das junge Känguru betreuen kann. Dort greift ihm Lilly, die sich mit ihm anfreundet, immer wieder unter die Arme. Die Einwohner des Städtchens beäugen den Neuankömmling zuerst skeptisch, mit seiner Tierliebe gewinnt er jedoch allmählich ihre Sympathie. Schließlich steht er vor der Frage: Will er in sein altes Leben zurückkehren?
Der Film bezieht sich auf die reale Persönlichkeit von Chris „Brolga“ Barns, der das bekannte „Kangaroo Sanctuary“ im zentralaustralischen Alice Springs gegründet hat. Als der Reiseführer 2005 in Zentralaustralien ein Känguru-Junges aus dem Beutel seiner tödlich verunglückten Mutter rettete, das nächste Wildlife-Rescue-Zentrum und Tierhospital aber mehr als 1.500 Kilometer entfernt war, gründete er kurzerhand selbst eine kleine Rettungsstation für verletzte erwachsene Kängurus und verwaiste Jungtiere. Die Schutzstation wuchs schnell und zog 2009 auf ein größeres Gelände in Alice Springs um. Das Kangaroo Sanctuary von Barns und seiner Frau Tahnee hat inzwischen mit Hilfe zahlreicher freiwilliger Mitarbeiter mehr als 1000 verwaiste Kängurus gepflegt und aufgezogen, bis sie in die Wildnis entlassen werden konnten.
Der erfahrene Drehbuchautor Harry Cripps hat die Geschichte des realen Tierliebhabers um die erfundene liebevolle Geschichte einer kindlichen Tierretterin ergänzt und so das emotionale Gewicht des Films beträchtlich erhöht. Als sarkastische Ironie des Schicksals erscheint dabei der Einfall, dass ein Tierliebhaber erst fälschlicherweise als Tierkiller diffamiert wird, ehe er sich als Tierretter rehabilitieren kann. Scheinbar beiläufig zeigen sich hier Fluch und Segen der Sozialen Medien. Mit dem elfjährigen Mädchen und dem gescheiterten 35-jährigen TV-Moderator, die beide durch schmerzhafte Erfahrungen in eine persönliche Krise geraten sind, haben Cripps und die Regisseurin Kate Woods gleich zwei starke Identifikationsfiguren geschaffen.
Ein spielfreudiges Team vor der Kamera
In ihrem zweiten langen Spielfilm nach dem humorvollen Multikulti-Familiendrama „Das Geheimnis der Alibrandis“ (1999) verknüpft die vielbeschäftigte TV-Serien-Regisseurin Elemente einer konventionellen Fish-out-of-Water-Konstellation mit einer warmherzigen Freundschaftsgeschichte zwischen zwei Tierliebhabern. Der vielseitige Schauspieler Ryan Corr und die ausdrucksstarke Nachwuchsdarstellerin Lily Whiteley, die das erste Mal in einem Spielfilm mitwirkte, bilden vor der Kamera ein spielfreudiges Team, das die außergewöhnliche Freundschaft glaubhaft macht. Beträchtlichen Schauwert bieten natürlich die vielen Aufnahmen von Känguru-Babys.
In der geradlinigen Inszenierung, die alle Generationen ansprechen will, kommt der Humor nicht zu kurz. Dafür sorgen schon die schrullig gezeichneten Nebenfiguren in dem Städtchen, die sich einiges einfallen lassen, um den Neuankömmling zu veralbern. Sympathisch wirkt dabei vor allem die Selbstironie der Provinzler, etwa wenn sie in geradezu karnevalistisch wirkender Kostümierung ein schrilles Bootswettrennen in einem ausgetrockneten Flussbett veranstalten.
Die kunterbunten Kostüme passen zum kontrastreichen Ambiente von Silver Gum mit seiner orangefarbenen Erde, dem saftigen Grün der Vegetation und den farbenfrohen Hausfassaden. Der Kameramann Kieran Fowler betont in der Bildgestaltung den visuellen Reichtum der weiten, sonnendurchfluteten Landschaft im Nordterritorium auch dadurch, dass er die hektische Großstadt Sydney in kühleren Farben, engeren Blickwinkeln und mit einer eher statischen Kamera aufnahm.