









- Veröffentlichung11.09.2025
- RegieFrancis Lawrence
- ProduktionVereinigte Staaten (2025)
- Dauer108 Minuten
- GenreScience FictionHorror
- AltersfreigabeFSK 16
- TMDb Rating6/10 (35) Stimmen
Cast
Vorstellungen










Filmkritik
Einmal im Jahr läuft der US-amerikanische Nachwuchs in den Tod. 50 junge Männer werden aus Abermillionen von Freiwilligen ausgelost. Nur einer von ihnen erreicht das Ziel, wo er eine stattliche Summe Geld gewinnt und, so munkelt man, einen Wunsch frei hat. Wie schlecht es dem Rest des Landes tatsächlich geht, erfährt man jedoch nicht – denn zuvor dreht Rays Mutter Ginnie (Judy Greer) das Radio aus. Sie fährt ihren Sohn persönlich zum Todesmarsch, um noch einen letzten, verzweifelten Versuch zu unternehmen, Ray (Cooper Hoffman) von der Teilnahme abzubringen. Der aber hat seine Entscheidung längst getroffen; er wird an dem Spektakel auf jeden Fall teilnehmen. Sein Motiv bleibt zunächst verborgen, doch sein Hass auf den Leiter der „Spiele“ ist offensichtlich. Der Major (Mark Hamill) ist die Galionsfigur des Militärregimes, das in den dystopischen USA das Sagen hat. Ein ebenso grausamer wie nichtssagender Statthalter.
Nur einer kommt durch
Stephen King entwarf die Figur des Majors und den deutlich bunter gezeichneten Querschnitt einer fiktiven USA unter seinem Pseudonym Richard Bachman zur Zeit des Vietnamkriegs. Nun kommt der Roman „Der Todesmarsch“ zu Zeiten des autoritären Drifts der Vereinigten Staaten in die Kinos. Es gibt also viel hineinzulesen in das reduzierte Setting. Tatsächlich aber zielte Kings Allegorie nicht auf ein spezifisches Regime; sie bezog sich nicht auf den Zeitgeist und stellte auch nicht eine spezifisch US-amerikanische Auslegung des Bellizismus unter Anklage. Der Todesmarsch steht vielmehr für den Krieg selbst, er beschreibt eine tödliche Lotterie, die Generationen von jungen Männern wieder und wieder in den Fleischwolf wirft. Ihr Opfer wird geehrt, ihr Tod aber als Notwendigkeit hingenommen.
Die Verfilmung von Francis Lawrence kann sich den einen oder anderen zeitbezogenen Fingerzeig nicht verkneifen, bleibt dem Ethos der Vorlage aber ansonsten erstaunlich treu. Der Film trifft den dazugehörigen Ton besonders zu Beginn ziemlich genau. Die jungen Männer, die ausgelost wurden, um in den Tod zu gehen, sind ängstlich, werden aber zugleich von einer kaum fassbaren Erwartung getragen. Fast so, als hätte keiner von ihnen die Regeln gelesen, als wüsste niemand, dass das „Ticket“, das die Verlierer ziehen, einen Schuss in den Kopf bedeutet. Denn wer die Strecke verlässt oder dreimal unter die geforderte Laufgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde fällt, wird hingerichtet. Jeder Teilnehmer weiß davon, und doch versteht es keiner von ihnen wirklich, bis der erste, der jüngste und unerfahrenste unter den Männern, nach einem harmlosen Krampf zurückfällt und vor den Augen der anderen eine Kugel in die Schläfe bekommt, die auf der anderen Seite wieder austritt.
Musketiere auf Zeit
Das ist ein Moment des Schocks, der sich bald wiederholt, dabei auf grauenhafte Art aber immer anders ist und doch gleich bleibt. „The Long Walk“ bietet unzählige Formen des Niedergangs: den schnellen plötzlichen Tod, das langsame Dahinsiechen; das würdevoll selbstbestimmte und das chaotisch groteske Abtreten. Die Männer versuchen währenddessen, die Augen geradeaus zu halten; die Kamera aber bleibt stets auf den Tod gerichtet.
So drastisch diese Szenen auch ausfallen: Die computeranimierten Blutspritzer sind oft schnell vergessen. Der eigentliche Film findet ohnehin zwischen den blutigen Spitzen des Marsches statt. Ray freundet sich mit dem wortgewandten Peter (David Jonsson) an. Ihre Freundschaft bildet das Zentrum des Films, das sich ganz auf das Charisma der Hauptdarsteller stützt. Zwischen den tödlichen Abschnitten des Marsches reden beide über Familie, Freunde und ihre Visionen einer Zukunft – die eine fatalistisch, die andere hoffnungsvoll. Um das Duo entsteht bald eine kleine Solidargemeinschaft, die „Musketiere“. Einen Ausweg haben sie trotzdem nicht, doch Kameradschaft ist hier, in der rein auf den Marsch reduzierten Version des Kriegs, das Einzige, was den Männern und qua Design auch der Verfilmung bleibt.