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Filmkritik
Wenn eine Frau im 94. Stock aus dem Fenster hängt, vor gläserner Wolkenkratzer-Fassade, nur noch von einem Vorhang gehalten, bis ihr Begleiter, obwohl angeschossen, mühsam die Hand ausstreckt und sie in Sicherheit zieht, dann weiß man, dass man gerade einen guten Genrefilm sieht. Einen Film, der sich nicht zu ernst nimmt, weil er die Welt nicht erklären will, sondern auf Unterhaltung abzielt, auch wenn er wie in „Drop - Tödliches Date“ diese Form von Action erst in den letzten zehn Minuten auffährt. Dann aber kracht es ordentlich, ohne Rücksicht auf irgendwelche Realitäten, die laut Albert Hofmann, dem Schweizer Chemiker und Entdecker des LSD, sowieso nur Interpretationen sind.
Hofmann spielt dabei keine Rolle; Chemie schon eher. Denn die zentrale Aufgabe der Hauptfigur Violet (Meghann Fahy) besteht darin, dem reizenden Henry (Brandon Sklenar) unbemerkt ein schnell wirkendes tödliches Gift in den Drink zu schütten. Das will sie zwar nur ungern tun, doch wenn sie nicht gehorcht, wird ihr Sohn mitsamt Babysitterin erschossen. So lautet die Drohung, die anonym auf ihrem Handy erscheint, während sie Henry trifft, ihr erstes Rendezvous nach etlichen Date-freien Jahren als Alleinerziehende.
Der Mörder blufft nicht
Von Anfang an „droppen“ solche Textnachrichten auf Violets Handy auf. Sie hält sie vor Henry geheim, auch den Befehl des unbekannten Mörders, der sie zu seiner Handlangerin machen will. Sie kann sehen, dass der Mörder nicht blufft, denn sie hat die Bilder der Sicherheitskamera auf ihrem Haus auf dem Telefon; dort ist tatsächlich ein Mann mit Sturmhaube und Pistole zu sehen.
Man kann, davon handelt „Drop - Tödliches Date“, fast alles über Bilder kontrollieren, nah wie fern; auch das Restaurant in dem Hochhaus, in dem sich Violet und Henry verabredet haben, ist komplett videoüberwacht. Der Mörder sieht jede Bewegung im ganzen Lokal, oder jedenfalls genug, damit die Geschichte völliger Hilflosigkeit im Angesicht eines Mordauftrags glaubwürdig wird, zumindest für Violet.
Man muss als Zuschauer mit Violet leiden, die erpresst und bedroht wird und bei all dem möglichst lächelnd an ihrem Tisch zu sitzen hat. Damit bestreitet Regisseur Christopher Landon einen großen Teil seines Films, während fast altmodisch rebellische Fragen wachgerufen werden: Wie entkommt man den Überwachungskameras? Kann man sie austricksen, oder, besser noch, kann man zum Überwacher finden? Der muss, das wird deutlich, im selben Raum sein, damit die Information via SMS auch funktioniert.
Eine fatale Situation
Auch Violet stellt sich diese Fragen. Auf manche findet sie Antworten, die mal mehr, mal weniger schlau sind; sie bleibt jedenfalls nicht untätig. Solange sie sich in klandestinen Aktionen übt oder die Besucher des Lokals studiert, kann man den Abend gut mit ihr teilen. Trotzdem ist die Balance manchmal anstrengend. Violet befolgt die SMS-Nachrichten, um das Leben ihres Sohnes zu retten; gleichzeitig sabotiert sie diese, um das Leben von Henry nicht zu gefährden, und weint dazu etwas viel über ihre schlimme Vergangenheit.
Das alles ist sehr ausgedacht, äußerst kammerspielartig, da die Geschichte sich hauptsächlich zwischen Violet und ihrem Handy abspielt. Immerhin sieht man die Mühe, die sich die Inszenierung gibt, parallel etwas über teure Lokale zu erzählen, was visuell wie inhaltlich sehr hübsch in Horrorvisionen mündet. Christopher Landon spielt dabei immer mal wieder mit verschiedenen Genres, und selbst wenn er dabei Klischees nutzt, sind das nicht die schlechtesten.
Cleverer Pannen-Parcours
Das Thriller-Genre gewinnt in diesem Spiel. „Drop – Tödliches Date“ ist ein manchmal träger Thriller, aber spannend genug, um 85 Minuten zu tragen. Er setzt auf das Improvisationstalent der Figuren, die keine Profis sind. Bei ihren Versuchen, sich unbemerkt Hilfe zu organisieren, beleidigt Violet Gäste oder zertrümmert Porzellan; das Nobelrestaurant bietet eine schicke Kulisse für jede Menge Fehler. Gerade die bringen die Figur dem Zuschauer nahe, denn der kennt vieles, was passiert – schlechte Ideen als Lösung sind von keinem Alltag weit entfernt. So zeigt „Drop -Tödliches Date“ einen bodenständigen Pannen-Parcours und erläutert dabei, wie man den weit genug ins Absurde treibt, um daraus Vergnügen herzustellen.