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Filmkritik
Nach Kriegsende erschütterten de Sicas "Fahrraddiebe" das Kinopublikum der ganzen Welt. Kein Wunder, daß dieser Tage nun findige Filmleute auf die Idee kamen, im Kielwasser dieses Erfolges gegen den Strom des Fernsehens zu schwimmen. Das sieht dann so aus: Aus dem italienischen Plakatkleber wird ein englischer Parfümerie-Vertreter, der ohne Wagen beruflich nicht existieren kann und auch prompt entlassen wird, als sein Ford verschwindet. Die Diebe sind Anno 1962 Londoner Halbstärke, die im Auftrag eines zynischen Gangsterbosses anderer Leute Fahrzeuge stehlen, umfrisieren und weiterverkaufen. Sich nun den weiteren Verlauf der Handlung vorzustellen, bedarf keiner allzu farbigen Phantasie: Der Bestohlene macht sich auf die Suche, weil er guten Grund hat, den Routine-Recherchen der Polizei zu mißtrauen. Die "Fahrraddiebe" endeten mit einem erschütternden, tragischen Fragezeichen. Im "Marder von London" wird am Ende alles - auch des Vertreters Ehe - wieder gut. Blutige Schlägereien mit allerlei brutalen Beigaben, twistende Halbstarke, Dämchen, die als Hauskleid schwarze Dessous bevorzugen, schnoddrige Vertretertypen - so sieht die Welt dieses Films aus. Ohne Richard Todd in der Rolle des gehetzten Vertreters wäre der Film ein einziges Ärgernis. Der Wandel vom labilen, seine Minderwertigkeitskomplexe durch Großspurigkeit kaschierenden Durchschnittsmenschen zum fanatischen Michael Kohlhaas wird durch ihn glaubhaft. Enttäuschend hingegen Peter Seilers, der als Charakterkomiker unbestreitbar seine Meriten hat, dem zum Charakterschurken aber noch manches fehlt. Je böser er agiert, desto belustigter das Publikum. De Sica sollte seinen Epigonen dankbar sein: Im Vergleich zu ihnen frischt sich sein in letzter Zeit leicht ramponierter Ruf spürbar auf.