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Filmplakat von On Swift Horses

On Swift Horses

119 min | Drama, Lovestory | FSK 12
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In den 1950ern ist die frisch verheiratete Muriel eigentlich gerade dabei, sich ein Bilderbuchleben, mit ihrem Mann Lee ein neues Leben in San Diego aufzubauen, mit einem neuen Haus, festen Jobs und dem Plan eine Familie zu gründen. Aber Muriel ist von diesem Leben schnell gelangweilt und beginnt in On Swift Horses heimlich auf Pferden zu wetten. Dabei kommt sie auch ihrem Schwager Julius näher, der als geschickter Pokerspieler in Las Vegas unterwegs ist.
  • RegieDaniel Minahan
  • ProduktionsländerVereinigte Staaten
  • Produktionsjahr2025
  • Dauer119 Minuten
  • GenreDramaLovestory
  • AltersfreigabeFSK 12
  • IMDb Rating6.3/10 (1007) Stimmen

Vorstellungen

Odeon Kino Bamberg
Odeon Kino Bamberg
Luitpoldstraße 25
96052 Bamberg
Apollo Cinemas Multiplex Gelsenkirchen
Apollo Cinemas Multiplex Gelsenkirchen
Willy-Brandt-Allee 55
45891 Gelsenkirchen
Central-Kino-Center Dorsten
Central-Kino-Center Dorsten
Borkener Straße 137
46284 Dorsten
Cineplex Bruchsal
Cineplex Bruchsal
Bahnhofstraße 13
76646 Bruchsal
Rex Kinos
Grafenstraße 18-20
64283 Darmstadt
Kino Breitwand im Schloß Seefeld
Schloßhof 7
82229 Seefeld, Oberbayern
Kino Breitwand Gauting
Bahnhofsplatz 2
82131 Gauting
Babylon Kino
Dresdener Straße 126
10999 Berlin
Apollo Kino
Limmerstraße 50
30451 Hannover
Kronenlichtspiele
Altenaustraße 1
31812 Bad Pyrmont

Filmkritik

Vom ersten Moment an merkt man, dass „On Swift Horses“ ein Film sein will, nicht bloß eine bebilderte Geschichte. Die visuelle Form ist dem Inhalt ebenbürtig. Was man erfahren soll, wird kaum durch Worte transportiert, nicht zuletzt, weil diese hier sowieso meist nur dazu dienen, die Wirklichkeit zu vertuschen. Die Bilder hingegen zeigen Details, über die niemand spricht: kleine Gesten und Mienenspiel. Erst dadurch gelangt man zum richtigen Verständnis für die Handlung. Manchmal machen sie sich davon auch unabhängig und wollen in ihrer Pracht nur angeschaut werden. Ein Recht, das Filme nur noch selten nutzen. Zudem gibt es einen großartigen Soundtrack. Bewegung und Zeit werden betont, man wechselt zwischen Kansas, Kalifornien und Nevada, während Jahre verrinnen. Denn darum geht es in „On Swift Horses“: um den Lauf der Zeit, der die Chancen auf Veränderung reduziert.

Mit dem Vorspann sieht man eine Ansammlung von Fotos, allerlei lächelnde Menschen in Schwarz-weiß. Eine lange Weile fährt die Kamera an ihnen vorbei. Ihnen entnimmt man, dass der Film in den 1950er-Jahren spielt. Man wird diese Fotos später noch einmal sehen. Dann erzählen sie mehr oder lassen das, was sie erzählen, besser interpretieren. Sie sind der Beweis, dass man in diesem Film nicht nur miterlebt, wie sich eine queere Fünfecksgeschichte aus biedersten Verhältnissen herausschält, sondern auch, dass man eine andere Sichtweise auf die 1950er-Jahre erhält.

Eher irritiert als verliebt

Anfangs ist ein junger Mann (Jacob Elordi) zu Fuß unterwegs, in Kansas, auf dem weiten Land. Der Mann heißt Julius. Er kommt aus dem Koreakrieg und will zu Muriel (Daisy Edgar-Jones), die er nicht kennt. Sie wohnt dort draußen, im Haus ihrer verstorbenen Mutter, wo auch Julius’ Bruder Lee (Will Poulter) wohnt. Der wiederum möchte, dass Muriel ihn heiratet, obwohl sie bei seinem Antrag eher irritiert wirkt als verliebt.

Man erkennt die Kunst dieses Films von Daniel Minahan, sobald Muriel auf Julius trifft. Beim Rauchen einer gemeinsamen Zigarette versteht sie zum ersten Mal, dass es Männer gibt, die anders sind als Lee, und obwohl nichts gesagt wird, versteht man es exakt genauso wie sie. Julius und sie teilen Geheimnisse; sie können überhaupt Geheimnisse haben. Das ist etwas, das Lee weder interessiert noch für nötig hält. Lee ist ein Mann, der davon überzeugt ist, dass er mit allem recht hat, was er tut. Wozu also etwas verbergen?

Julius’ Besuch führt nicht zu einem Wechsel in den Beziehungen. Das wäre zu simpel. Er führt jedoch zu einer Nähe zwischen Muriel und Julius, die von da an immer präsent ist, egal wie weit oder wie lang sie auseinander sind. Muriel kann Lees Drängen nichts entgegensetzen, deshalb nimmt sie seinen Antrag an; Julius wünscht ihnen Glück. Dass dies nicht einfach zu erreichen sein wird, weiß er genauso wie Muriel. Aber Muriel ist eine Frau in den 1950er-Jahren, für die nichts einfach zu erreichen ist.

Julius verschwindet bald nach Las Vegas zum Glücksspiel, Lee und Muriel ziehen nach San Diego und fordern den US-amerikanischen Traum heraus. Von da an macht sich der Film daran, am Beispiel aller drei Figuren den Zustand der US-Gesellschaft zu untersuchen. Etwa die Nicht-Existenz von Frauenrechten, denn Muriel darf zwar Autofahren oder als Kellnerin arbeiten, aber schon bei der Frisur hört die Freiheit auf. Der Alltag läuft, wie Lee das will. Wobei Lee kein schlechter Mann ist; er würde Muriel nie absichtlich herabsetzen. Es liegt schlicht außerhalb seiner Vorstellungskraft, dass Muriel eigene Wünsche haben, selber Entscheidungen treffen könnte. Er sieht, wie er Sicherheit schafft, indem er die Konvention einhält: arbeiten, ein Haus kaufen, heterosexuell sein. Weder merkt er, dass Muriel sich bei all dem nicht ganz so sicher fühlt, noch fragt er sie je danach. Muriel selbst hält sich genauso bedeckt. Sie vertuscht ihre Ausbruchsversuche. Nur wenn Lee nicht da ist, geht sie auf die Pferderennbahn zum Wetten, oder zu ihrer Nachbarin, die Partys für Frauen ohne Begleitung gibt.

Die Normalität der Unterdrückung

Regisseur Daniel Minahan breitet das „Land der Freien“ auf der Leinwand aus, wie es die Lees dieser Welt inzwischen wieder schätzen. Aber für Julius und Muriel ist das ein Ort der Unfreiheit, an dem niemand von der Norm abweichen darf. Sollte das passieren, reagiert Amerika nicht freundlich, das sieht man an denen, die es ausprobieren: Frauen, die Selbstbestimmung wollen, oder Homosexuelle, die ihre Gefühle nicht verstecken, werden bestraft; wenn sie Glück haben, nur durch Einsamkeit. Gerade die Enge, in der Frauen leben, die Selbstverständlichkeit, mit der über sie bestimmt wird, zeigt Minahan so freundlich wie erschreckend; er erinnert an die Normalität ihrer Unterdrückung und an die Unterdrückung durch Normalität, die ganze Machtlosigkeit, die 70 Jahre später weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Es sind zwar Dinge, mit denen Muriel sich herumschlägt, aber einige davon betreffen Julius nicht minder. Er arbeitet mit Kartentricks in Las Vegas und lernt einen Mann kennen, der ihm beim Betrügen hilft. Beide mögen die Idee, dass Betrug eine Sache ist, die sie öffentlich gemeinsam machen können. Was sie sonst noch miteinander machen, muss verborgen bleiben, denn darin liegt die wirkliche Gefahr.

Mit all seinen Figuren führt der Film Varianten dessen vor, wie Liebe sein könnte: die berechenbare Liebe, die versteckte Liebe, die unerwartete, sentimentale Hollywoodliebe. Gleichzeitig ist „On Swift Horses“ auch ein Schauspielerfilm, ein Film über sexuelle Außenseiter in den USA, und auch eine Literaturverfilmung nach einem Roman von Shannon Pufahl.

Eine Party am Stadtrand

Die Zeit, die porträtiert wird, ist die der konservativen Verführung. Die Menschen sind schön, die Zukunft auch; was passiert, ist stets eine leicht erklärbare Sache. Olivenhaine werden abgeholzt, doch dafür kann man eine Siedlung voller Reihenhäuser bauen. Jede Autobahn bringt die Vorstadt näher, moderater Wohlstand ist erreichbar, wer Zweifel am Fortschritt hat, ist selber schuld. Wie glücklich das die Unschuldigen macht, verschweigt Minahan nicht. In einer großartigen Szene zeigt er eine Party am Stadtrand von Las Vegas; ihr Anlass ist ein oberirdischer Atomwaffentest in Nevada. Junge Menschen tanzen, warten auf die Explosion und schauen dann erfreut ins Licht. Die Außenseiter tanzen nicht. Sie spüren, wie der Boden bebt. Aber das ist ihnen nicht fremd.

Erschienen auf filmdienst.deOn Swift HorsesVon: Doris Kuhn (6.5.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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