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Filmplakat von Tagebuch einer Biene

Tagebuch einer Biene

92 min | Dokumentarfilm | FSK 0
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Szenebild von Tagebuch einer Biene 1
Szenebild von Tagebuch einer Biene 2
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Wir halten das Leben eines Insekts für kurz und unbedeutend. Was kann man schon in einem 6-wöchigen Insektenleben erleben? Und sind Bienenvölker nicht der Inbegriff des ‚Kollektivs' – tausende tumbe Arbeitsbienen im Dienste einer Königin? Bienenvölker sind jedoch nicht so homogen, wie wir glauben, sondern voller unterschiedlicher Individuen mit sehr verschiedenen Aufgaben, Fähigkeiten und sogar Vorlieben. Auch unter Bienen gibt es mutige, feige und – ja – faule Exemplare. Und jede einzelne Biene stellt sich den Herausforderungen ihres Lebens – Blumen finden, Hornissen bekämpfen und den geeigneten Ort zum Nestbau finden. Dabei zeigen sie außerordentliche Intelligenz und soziale Fähigkeiten: Bienen helfen sich gegenseitig bei Gefahren und fliegen am liebsten in den gleichen Teams hinaus in die Welt. Aber wehe sie werden vom Regen überrascht – ein einziger Regentropfen könnte tödlich sein…
In TAGEBUCH EINER BIENE folgen wir der abenteuerlichen Reise einer einzigen Biene von ihrer Geburt (bzw. dem Schlupf) bis hin zur Gründung eines neuen Bienenvolks. Drei Jahre Dreharbeiten mit der neuesten Makrokameratechnik und eine spezielle Nachbearbeitung ermöglichen eine einmalige Bildsprache, die ganz neue Einblicke in die Welt der Bienen erlaubt – ohne dabei unwissenschaftlich zu werden. Erzählt wird diese Geschichte von Anna Thalbach als „Winterbiene“ und ihrer Tochter Nellie, die den Part der „Sommerbiene“ übernimmt. Willkommen im großen Drama der kleinen Blütenstaubsammler!

Vorstellungen

Movie Star Parchim
Movie Star Parchim
Gneisenaustr. 2
19370 Parchim

Filmkritik

Eine Winterbiene lebt sechs Monate, eine Sommerbiene meist nur sechs Wochen. In seinem ersten langen Dokumentarfilm schildert der Regisseur Dennis Wells den Lebenszyklus zweier Bienen und überformt die bestechenden Naturaufnahmen dank einer konsequenten Vermenschlichung durch zwei Ich-Erzählerinnen aus dem Off (Anna Thalbach, Nellie Thalbach) zu einer dramatischen Chronik mit hohen Schauwerten.

Vieles ist in Zeitlupe gefilmt

Wells, 1977 in Essen geboren, hat sich mit Geschichts- und Wissenschaftsdokumentationen in den Bereichen Natur und Wissenschaft als versierter Fernsehdokumentarist etabliert. Nachdem er 2016 schon eine Fernsehdokumentation über Wildbienen realisierte, widmet er den emsigen Tieren jetzt einen langen Kinofilm. Die Dreharbeiten dazu erstreckten sich über zwei Jahre, die aufwändige Postproduktion dauert ein weiteres Jahr.

Der erfahrene Kameramann Brian McClatchy drehte viele der spektakulären Großaufnahmen mit Hilfe von 16 Bienenstöcken, die er vor der eigenen Haustür in der Nähe von Stuttgart aufbaute, wobei eine spezielle Makrokameratechnik zum Einsatz kam. Die meisten der imposanten Außenaufnahmen entstanden in einem idyllischen Bergtal im Karwendelgebirge. Um die Interaktionen der Insekten möglichst gut sichtbar zu machen, filmte das Team viele Sequenzen in Zeitlupe. Nur so lässt sich beispielsweise erkennen, wie sich die Bienen am Eingang des Bienenstocks gegenseitig begrüßen.

„Tagebuch einer Biene“ ist kein konventioneller Lehrfilm. Die Inszenierung ist vielmehr darauf aus, das Thema auf unterhaltsame und teils dramatische Weise darzubieten. Nach ausgiebigen Recherchen und Beratungsgesprächen mit Bienenforschern schrieb Wells ein Drehbuch, das viele typische und einige außergewöhnliche Stationen eines Bienenlebens im Lauf der Jahreszeiten rekapituliert. In die Darstellung flossen auch jüngste wissenschaftliche Befunde über die Insekten mit ein. Demnach kommunizieren Bienen nicht nur im Stock, sondern auch in der Natur und pflegen so soziale Beziehungen.

Aus der Sicht der Bienen

Wells skizziert eine Art Bienenbiografie vom Schlüpfen einer Biene bis zur Gründung eines neuen Volkes. Dramaturgie und Bildkomposition schildern das Geschehen aus der Sicht der Bienen und ziehen damit in ihre Welt hinein.

Die Kamera folgt zunächst einer Winterbiene, die monatelang im Stock arbeitet, ehe sie im Frühling erstmals ins Freie fliegt, um frische Nahrung zu sammeln. Dann hängt sie sich an eine Sommerbiene, die beim ersten Erkundungsflug fast verunglückt und viel dazulernen muss. Da die Winterbiene als Amme der Nachwuchsbiene Bee fungiert, entsteht zwischen beiden eine enge Beziehung.

Was die Winter- und die Sommerbiene erleben und wie sie die Welt wahrnehmen, erfährt man aus den Kommentaren, die aus der Ich-Perspektive der Bienen eingesprochen werden. Die lebhaften Stimmen von Anna und Nellie Thalbach vermenschlichen die beiden tierischen Protagonisten und tragen viel dazu bei, dass man an Freud und Leid der kleinen Blütenstaub- und Nektarsammler Anteil nimmt.

Die emotionale Involvierung wird durch eine zuweilen schwelgerische, manchmal auch dramatische Filmmusik verstärkt, etwa wenn Bee auf ihrem ersten Flug sogleich in einen Wolkenbruch gerät, von einem schweren Regentropfen zu Boden geworfen wird und es bei Tageslicht nicht mehr in den Stock zurückschafft, sondern durchnässt im Freien übernachten muss.

Hochdramatisch geht es auch bei einem Angriff von Hornissen auf ein neues Bienennest zu. Weil die Hornissen viel stärker sind, kann das Bienenvolk nur überleben, indem sich die Bienen gemeinsam zur Wehr setzen, auch wenn einige die Abwehrschlacht nicht überleben.

So kurzweilig wie erkenntnisreich

Beiläufig vermittelt der Film viele interessante Informationen über die Insekten, die wegen ihrer Bestäubungsleistungen für viele Pflanzen letztlich auch für das Überleben der Menschen wichtig sind. So lernt man etwa, dass sich Bienen nur bei Sonnenlicht orientieren können und bei zu großer Hitze ihren Stock mit Wasser kühlen. Oder dass eine Biene auf einem Flug von 800 Kilometern nur ein Gramm Honig als Energielieferanten braucht. Bei Nahrungsmangel oder einer langen Schlechtwetterphase verhält sich ein Bienenvolk absolut solidarisch: Die Vorräte werden konsequent geteilt, damit möglichst viele überleben oder schlimmstenfalls alle verhungern.

Im Bestreben um eine anschauliche Darstellung scheut Wells sich nicht, den Pfad der reinen Dokumentarfilm-Lehre zu verlassen. Da es unmöglich ist, eine einzige Biene wochenlang zu verfolgen und jeden Augenblick ihres Lebens zu filmen, wurden Aufnahmen mehrerer Bienen aus verschiedenen Situationen zu einer „Geschichte“ zusammengefügt. Selbst mit Drohnen wäre es nicht möglich gewesen, einem Bienenschwarm zu folgen. Um aber die subjektive Sicht der beiden Hauptfiguren einnehmen zu können, kamen deshalb für einzelne Aufnahmen auch computergenerierte Modelle zum Einsatz. In der Summe bietet „Tagebuch einer Biene“ ein ebenso erkenntnisreiches wie kurzweiliges Seherlebnis für große wie kleine Freunde der Natur.

Veröffentlicht auf filmdienst.deTagebuch einer BieneVon: Reinhard Kleber (19.1.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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