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Filmplakat von Memory Of Water

Memory Of Water

101 min | Drama, Science Fiction, Fantasy
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In einer fast wasserlosen Welt der Zukunft wird frisches Wasser zum Privileg einiger weniger. Alles hängt dabei an den sogenannten Teemeistern, die seit Jahrhunderten die Bewahrer natürlicher Quellen sind. Die junge Noria ist die Tochter eines solchen Teemeisters in einem kleinen Dorf. Als ihr Vater stirbt, findet sie sich allein mit der gefährlichen Verantwortung wieder, eine verborgene Quelle zu bewachen, die Leben retten – oder Menschen zum Töten provozieren kann. Da der Krieg der Menschen sich ausbreitet und die Bürde nun an ihr haftet, begibt sie sich auf eine gefährliche Reise, um den Quell des Lebens und ihr Dorf zu retten.

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Filmkritik

Der zugrundeliegende Gedanke ist der Wassermangel. Darauf baut die finnische Regisseurin Saara Saarela ihre Geschichte, die von einer Zeit drei Generationen in der Zukunft erzählt, also etwa in 100 Jahren. Einmal sieht man eine Weltkarte, darauf sind alle Kontinente als rote Wüsten eingezeichnet; die Dürrekatastrophe hat die Erde überrollt, jedenfalls weitgehend. Im Norden Finnlands leben noch Menschen; es gibt sogar eine Großstadt und kleinere Siedlungen, die über Lappland verstreut sind. Nicht allzu weit verstreut, dafür sorgt eine Militärregierung mit Zäunen, Panzern und Drohnen.

Nichts Neues also im Endzeit-Genre. Der Planet ist im Eimer, eine Diktatur beherrscht die Überlebenden, militärische Gewalt ist sichtbares Zeichen der Unterdrückung. Es wird nicht das Einzige bleiben, aber zumindest dasjenige, was halbwegs sinnvoll zusammenhängt. Denn für „Memory of Water“ wurde nach dem ersten Gedanken – kein Wasser – offensichtlich kein zweiter mehr gefunden, der sich zu illustrieren lohnt. Stattdessen wirft die Inszenierung allerlei Dubioses zusammen, Elemente, die beim Teenager-Überlebenskampf anderer, im Kino erfolgreicher Dystopien gut ankam.

Die Welt ist kalt und feindselig

Dazu gehört vor allem eine angemessen düstere Atmosphäre. „Memory of Water“ beginnt mit einer Beerdigung. Eine Sami-Frau singt ein getragenes Lied. Von da an fällt die Stimmung ab. Die Umgebung ist schäbig. Berge von Elektroschrott liegen herum, CD-Player etwa, deren Funktion niemand mehr kennt. Die Welt ist kalt und feindselig, sehr schön in graublauem Licht gehalten. Ob sich die Protagonisten mit den Endzeit-Bedingungen befassen und mit welchem Ziel, wie das Leben jenseits des Wassermangels aussieht, darauf geht der Film nicht ein. 

Der Tote am Anfang ist der Vater der Hauptfigur Noria; er war ein Teemeister, der „Hüter des Wassers“. Diese Aufgabe geht jetzt an Noria über, eine naive Frau Anfang zwanzig, aber stur genug, um die Tagebücher des Vaters zu durchforsten. Dort vermutet sie – zu Recht - Hinweise auf Wasservorkommen. Ihre Mutter, eine Universitätsprofessorin in der fernen Großstadt, muss sie danach zur Geheimhaltung ermahnen; sie ist die Einzige, die dem Regime ausreichend Paranoia entgegenbringt. Noria zieht also heimlich los und findet gar nicht weit entfernt ein Loch im Boden, darin einen Gang durch Schieferhöhlen bis zu einem unterirdischen See.

Das Wasser allerdings kann sie nicht benutzen, da man den Unterschied zum drei Mal gefilterten und trotzdem noch trüben Wasser, das es in Stadt und auf dem Land zu trinken gibt, allzu deutlich schmeckt. Also wendet sie sich dem Alltag zu, den man mit ihr kennenlernt. Man trifft die zornige Freundin Sanja, deren kranke Schwester, Norias neuen Flirt, der zu den Soldaten gehört, aber sich heimlich rebellisch gibt. Überhaupt teilen sich Männer in Soldaten oder Rebellen; die einen zeichnen sich durch Brutalität aus, die anderen dadurch, dass sie beim Wasserdiebstahl erwischt werden.

Keiner weiß, warum es kein Wasser gibt

Damit ist man wieder beim Thema des Films: dem Wassermangel, dessen Ursachen und Konsequenzen. Die interessanteste Idee ist dabei, dass die Generation von Noria gar nicht weiß, warum es kein Wasser gibt. Oder umfassender, dass niemand mehr weiß, wie die Erde in den desolaten Zustand geriet, in dem sie sich nun befindet. Alle Zeugnisse einer menschenverursachten Klimakatastrophe wurden vernichtet. Das ist etwas schwer zu glauben, aber die Macht von Fake News oder Zensur wird zumindest mit Wucht ausgestellt.

Die Konsequenzen des Wassermangels wiederum sind undurchsichtig. Menschen sterben ob des verschmutzten Wassers, das Militär dreht auch dieses Wasser immer weiter ab – aber was ist der Plan dahinter? Soll die Bevölkerung ausgerottet werden? Auf diese Art und Weise? Was hat das Militär davon? Solche Fragen stellen sich, während Noria und Sanja in ihrer Siedlung herumdümpeln, ohne dass der Film Fahrt aufnehmen würde. Letztlich entpuppt sich Norias Flirt – nicht unerwartet – als Spion für die Regierung. Das bringt die beiden Frauen dazu, den Gerüchten zu folgen, nach denen es im Norden, im „Verbotenen Land“, noch Seen geben soll. Geheimes Wissen aus der Hinterlassenschaft des Teemeisters hilft, aber auch der Schlüssel zu einem Militärlaster.

Kurz wandelt sich der Film in ein landschaftlich beeindruckendes Road Movie, doch dann hängt der schlechte Thriller wieder durch. Man versteht immer weniger, aber selbst das ist egal. Der Klimawandel-Bezug findet keinerlei Fortsetzung. Um ihn aufzulösen, wird Noria zur Märtyrerin für die Sache des Volkes oder für die Sache des Wassers, auf alle Fälle verbessert sie die Welt. In der postapokalyptischen Großstadt fangen die jungen Menschen an, glücklich zu lachen. Die im Kino eher nicht.

Erschienen auf filmdienst.deMemory Of WaterVon: Doris Kuhn (23.11.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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